Schenkgeldexperiment

Wenn Geld der Gruppe Gestaltungsmöglichkeiten schenkt.

5 bis 30 Teilnehmende
16 bis 18+ Jahre
Indoor
1 bis 2 Stunden

Beschreibung

Das Schenkgeldexperiment ermöglicht einer Gruppe völlig neue Erfahrungen im Umgang mit Geld. Plötzlich dient das Geld tatsächlich dem Gemeinwohl - spielerisch und spannend wird es gemeinsam verteilt.

Vorbereitung
Vorbereitend ist es wichtig, das Schenkgeldexperiment am besten schon ein oder zwei Tage im Vorhinein anzukündigen, sodass Teilnehmende noch genügend Zeit haben, Geld abzuheben. 

Es ist sinnvoll, das Spiel bereits gut zu erklären. Das ermöglicht den Teilnehmenden, sich ein Bild zu machen und einzuschätzen, wie viel Geld sie beisteuern wollen. Hier sei erwähnt, dass das Schenkgeldexperiment je mehr Spaß macht, desto mehr Geld im Umlauf ist. Da auch Geld für eigene Projekte gesammelt werden kann, ist es auch nicht nur weitergegebenes Geld, das in das Experiment hineingegeben wird.

Für die Durchführung des Schenkgeldexperiments ist ein Sitzkreis auf dem Boden am geeignetsten. Die Mitte sollte für das Geld frei sein. An die Plätze der Teilnehmenden kann die Spielleitung schon einige Moderationskarten und Stifte bereitlegen. 

Durchführung
Alle Teilnehmenden bekommen Zeit, um ruhig in sich zu gehen und um sich finanziell unterstützenswerte Projekte zu überlegen. 

Alles ist erlaubt: von einem Auto für den besten Freund über Regenwaldspenden oder Flüchtlingshilfe. Die Namen ihrer Projekte schreiben die Teilnehmenden auf Moderationskarten.

Jetzt stellen die Teilnehmenden ihre Projekte der Gruppe vor: Warum ist das jeweilige Projekt unterstützenswert und wofür braucht es Geld? Anschließend können achtsame Rückfragen gestellt werden - bis der Geldbedarf für alle Projektvorschläge klar ist.

Im nächsten Schritt geben alle Teilnehmenden einen selbst gewählten Betrag an Geld in die Mitte. 

Dies geschieht möglichst gemeinsam und so, dass die Höhe des Betrags unbeobachtet bleiben kann. 

Es ist wichtig, dass sich wirklich alle Teilnehmenden gleichberechtigt am Experiment beteiligt wissen - ob sie nun fünfzig Cent oder dreihundert Euro in die Mitte gegeben haben.

Danach wird in einer zweiten Runde intensiver auf die Projekte geschaut: Was kann wo wie viel helfen? In dieser Runde ziehen manche Teilnehmenden ihre Projekte auch wieder zurück, um eine klarere Auswahl zu treffen. Langsam kristallisiert sich heraus, welchen Projekten die Gruppe Geld schenken möchte und welchen eher nicht. Stehen die Projekte fest, werden die ausgewählten Karten in einen großen Kreis um das Geld herum gelegt.

Nun beginnt der schönste Teil des Schenkgeldexperiments: Gemeinsam wird das Geld aus der Kreismitte zu einzelnen Projektkarten geschoben und darüber gesprochen, welches wie viel Geld bekommen soll. Hierbei ist die Spielleitung gefragt, die dafür sorgen sollte, dass die Gesprächsbeiträge wohlwollend und fokussiert bleiben. Nach und nach wird deutlich, welches Projekt wie viel Geld bekommen soll.

Eine gute Zwischenübung zum Ende hin ist die Frage: “Wenn ihr alles Geld in ein Projekt geben müsstet - welches wäre das?” So spitzen sich die Gespräche noch einmal konstruktiv zu, und das Bedürfnis wird kleiner, allen Projekten gleich viel Geld geben zu wollen.

Verebben die Diskussionen langsam, und scheinen alle mit den Entscheidungen zufrieden zu sein, beendet die Spielleitung den Prozess.

Jetzt kommen in einer Runde noch einmal alle Personen zu Wort, die Geld für ein Projekt gesammelt haben. Sie können noch ein paar Worte dazu sagen, was mit dem Geld geschehen wird und wie es zu seinem jeweiligen Bestimmungsort kommt. Sie sind nun für das Geld verantwortlich.

Nachbereitung
Hiermit ist das Schenkgeldexperiment abgeschlossen. Direkt im Anschluss oder etwas später kann noch eine Reflektionsrunde stattfinden. Am besten geschieht dies in Kleingruppen, sodass sich die Teilnehmenden ausführlicher mitteilen können als in der großen Gruppe. Mögliche Leitfragen für den Austausch könnten sein: “Wie ging es mir mit der Entscheidung, wie viel Geld ich beisteuern möchte?”, “Hat die Gruppe in meinem Sinne gehandelt, als wir das Geld verteilt haben?”, “Wie hat sich meine Beziehung zu Geld verändert?” oder “Was fand ich besonders bemerkenswert?” Nach der Kleingruppenzeit kommen zum Schluss noch einmal alle Teilnehmenden im Kreis zusammen.

Einen runden Abschluss bekommt das ganze Experiment, wenn nach einigen Tagen noch einmal darüber gesprochen wird, ob das geschenkte Geld bereits seine Bestimmungsorte erreicht hat. Wie ging es weiter? Das ist interessant, voneinander zu hören.



Variationen

Um die Geldsammlung noch etwas eindrücklicher zu machen, können alle Münzen in einem hohen Glasbehälter gesammelt werden.



Senz

Einige Worte von Jonas von der Gathen, einem der Begründer des Schenkgeldexperiments:
“Die Welt schreit nach neuen Formen im Umgang mit Geld!
Was brauche ich? Was braucht die Welt?
Was ist die Kraft des Schenkens?
Und wie kommt Geld sinnvoll ins Spiel?



Material

  • Moderationskarten
  • Stifte
  • optional Briefumschläge
  • optional eine schöne Schale für Münzgeld
  • Bargeld


Tipps

In vertrauensvollen Gruppen kann es bereichernd sein, die gewählten Geldbeträge transparent zu machen - das muss vorher eingeschätzt und entschieden werden. Wenn die Stimmung intim genug ist, kann jede und jeder sogar einen Satz zur gewählten Beitragshöhe sagen, beispielsweise “Also ich gebe nur 20 Euro weil ich gerade fast pleite bin und auf die Unterstützung meiner Eltern angewiesen bin” oder “Ich gebe 200 Euro, weil ich gerade geerbt habe” … das ist sehr empfehlenswert. So wird geübt, dass Geldsummen immer im Kontext von subjektiven Verhältnismäßigkeiten stehen.





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